Lost in Random: The Eternal Die – im Test (PS5)

Die Welt von Random ist zurück. Vier Jahre nach dem ungewöhnlichen Action-Adventure des Entwicklers Zoink wagt sich StormTeller Games mit einem Nachfolger an die Fortsetzung der Geschichte. Dieser knüpft jedoch nicht an das Ende des ersten Teils an, sondern denkt das Universum neu. Anstelle von erzählerisch-linearem Plattforming erwartet man nun ein strukturell deutlich anderes Spiel. „Lost in Random: The Eternal Die” erscheint unter dem Publisher Thunderful Games, führt mechanisch wie stilistisch neue Wege ein und bleibt dabei dem Herzen seiner Vorlage treu. Ob uns der Nachfolger überzeugen konnte, erfahrt ihr in dieser Review.

In Lost in Random: The Eternal Die übernimmt anstelle der altbekannten Protagonistin nun Aleksandra, die frühere Antagonistin, die Hauptrolle. In einer Welt, in der das Schicksal durch Würfel bestimmt wird, ist sie gefallen, verkleinert und verstoßen worden, doch sie ist nicht geschlagen. Ausgestattet mit Schwert, Würfelgefährten und grenzenloser Rache begibt sie sich auf eine Reise durch vier gefährliche Regionen. Es ist ein Spiel über Aufstieg, Erinnerung und Macht, das in einem Format eingebettet ist, in dem jedes Scheitern als neuer Anlauf begriffen wird.

Der lineare Aufbau des Vorgängers wurde durch eine zufallsgenerierte Struktur ersetzt, die Raum für Wiederholung, Variation und wachsende Meisterschaft lässt. Doch das Gefühl für Welt und Geschichte bleibt erhalten, nur ihr Rahmen hat sich gewandelt.

Mehr als nur Zufall

Die erste Überraschung liegt in der Umsetzung des Spiels. Während zuvor die Geschichte und die Erkundung im Vordergrund standen, liegt der Fokus nun klar auf einzelnen Runs, die durch verschiedene Biome führen. Diese sind thematisch und mechanisch klar voneinander getrennte Abschnitte, in denen es darum geht, zu überleben, zu lernen und besser zu werden. Und obwohl einem schnell der Begriff „Roguelike“ in den Sinn kommt, fühlt sich Lost in Random: The Eternal Die immer ein Stück weit anders an.

Das liegt vor allem am nahtlos ins Spiel integrierten Reliktsystem. Nach jeder abgeschlossenen Kampfarena kann man zwischen zwei Belohnungsgegenständen wählen. Dabei kann es sich um Münzen, Heiltränke, permanente Lebensboni oder ein Relikt handeln. Wählt man Letzteres, stehen drei zufällige Relikte zur Auswahl. Diese gewähren passive Effekte wie beispielsweise mehr Schaden oder schnellere Regeneration und lassen sich über ihre Farbe miteinander kombinieren. Drei rote Relikte verstärken beispielsweise alle Nahkampfangriffe. Gelegentlich bietet das Spiel außerdem die Möglichkeit, die Farben bestehender Relikte zu verändern. Diese Entscheidung kann später ganze Build-Ideen beeinflussen. Es ist ein System, das nicht dominiert, sondern die eigene Spielweise stetig mitgestaltet. Es ist klar, flexibel und gewinnt mit der Zeit an Tiefe.

Würfeln, Schlagen, Zaubern

Neben den Relikten gehören auch Karten zum Arsenal. Insgesamt stehen fünfzehn Stück zufällig zur Verfügung, wobei jede als spezielle Fähigkeit fungiert, die über eine eigene Abklingzeit verfügt. Mal regnet es giftige Phiolen auf ein Zielgebiet herab, mal schleudert Aleksandra magische Feuerbälle in die Ferne. Außerdem gibt es ein bestimmtes Timing beim Auslösen, das die Wirkung verbessert. Das eröffnet ein kleines Skillfenster, dass gerade in Bosskämpfen den entscheidenden Unterschied ausmachen kann.

Der eigentliche Kampf fühlt sich angenehm direkt an. Die vier Waffen, Schwert, Speer, Streitkolben und Bogen, unterscheiden sich spürbar in Tempo, Reichweite und Komboverhalten. Alle Waffen spielen sich dynamisch, erlauben flinke Vorstöße und kontrollierte Rückzüge. Das Ausweichen ist reaktionsschnell, das Trefferfeedback deutlich und die Übersicht bleibt stets erhalten, selbst wenn auf dem Bildschirm die Hölle los ist. Das Spiel sieht nicht nur stilsicher aus, sondern fühlt sich auch in den hektischsten Momenten sehr gut an.

Zufall mit Struktur

Die Biome folgen einer festen Abfolge. In jeder Region wechseln sich Kampfarenen, Erkundungsabschnitte und erzählerische Sequenzen ab. Letztere treten jedoch nicht immer an denselben Stellen auf. Dadurch entsteht der Eindruck einer Welt, in der es mehr gibt als nur Sieg oder Niederlage. Aleksandra begegnet alten Bekannten, vergrabenen Erinnerungen und einer Vielzahl schräger Figuren, die teils Händler, teils Schicksalsweber sind.

Zentrale Figur bleibt dabei ihr treuer Begleiter, der Würfel Fortune. Er lässt sich in Kämpfen auf Gegner werfen, um Effekte auszulösen. Diese sind mal offensiv, mal unterstützend, jedoch nie zu verachten. Nach dem Wurf muss er erst zurückgeholt werden, was zusätzliche Entscheidungen erzwingt. Dieser Mechanismus fühlt sich organisch an, nie aufgesetzt. Er ergänzt das Kampfgeschehen sinnvoll, ohne es zu verkomplizieren. Dadurch wirkt das Gesamtsystem sehr gut abgestimmt. Kein Teil steht isoliert, alles greift ineinander.

Vier Welten, ein Ziel

The Eternal Die führt durch vier klar unterscheidbare Regionen, die jeweils eigene visuelle und spielerische Herausforderungen bieten. Der Auftakt findet in den Trümmern eines einst herrschaftlichen Baus mit weitläufigen Gängen statt. Hier erfolgt eine gezielte Einführung in die Systeme und es kommt zu ersten Konfrontationen, die trotz Stachel- und Feuerfallen noch Raum zum Atmen lassen. Im Sumpf wird alles Träger. Die Bewegung durch das zähe Gelände wird verlangsamt und die Angriffe der Gegner erfordern neue Prioritäten. Das Spiel zwingt dazu, Tempo und Position neu zu denken.

Es folgt eine vereiste Festung mit rutschigen Böden, engen Korridoren und zunehmend anspruchsvolleren Gegnermechaniken. Es hagelt Eiszapfen, und die Angriffe erfordern ein anderes Timing. Im Kontrast dazu steht das vierte Biom: eine Art Höllenlandschaft, die visuell überladen und tonal bedrückend wirkt. Die Gegner agieren hier noch aggressiver. Hier erreicht auch Aleksandras Geschichte ihren Höhepunkt.

Atmosphäre und Inszenierung

Visuell bleibt Lost in Random eigenständig. Die Welt ist schräg, grotesk und puppenhaft, aber nie eine bloße Stilkopie. Der Vergleich mit Tim Burton liegt zwar nahe, trifft aber nur teilweise zu. Vieles erinnert eher an Stop-Motion-Filme mit ihrer Mischung aus kindlicher Naivität und tiefer Melancholie. Besonders gut gelungen ist die Kombination aus handgemachten Umgebungen und animierten Details, die dem Spiel eine fast märchenhafte Textur verleihen.

Auch akustisch überzeugt The Eternal Die. Die abwechslungsreiche Musik trägt sowohl die schweren als auch die verspielten Momente. Kampfstücke treiben an, Hintergrundmelodien in den Zufallsräumen sind ruhig und stimmungsvoll. Die englische Sprachausgabe ist durchweg solide. Besonders Aleksandra bekommt genug Spielraum, um mehr als nur Rache zu zeigen. Trotz ihres ursprünglichen Rollenbildes entwickelt sie schnell Tiefe zwischen Trotz, Zynismus und Selbstzweifeln.

Fazit

Lost in Random: The Eternal Die ist keine simple Fortsetzung, sondern eine mutige Weiterentwicklung des ungewöhnlichen Universums von Lost in Random. Es wechselt die Perspektive, den Ton und die Struktur, bleibt in seinem Kern aber überraschend kohärent. Aleksandra ist eine starke Protagonistin, das neue System aus Relikten, Karten und Würfelmechaniken wirkt durchdacht und die vier Biome sind anspruchsvoll, ohne frustrierend zu sein. Vor allem aber fühlt sich Lost in Random: The Eternal Die gut an. Wer sich auf den Stil einlässt und keine Angst davor hat, das erste Random hinter sich zu lassen, erlebt eine fesselnde Mischung aus taktischem Kampf, zufallsbasierter Erkundung und narrativer Tiefe. Mit einer Spielzeit von fast 16 Stunden möchte Lost in Random: The Eternal Die will nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern einen Weg zurück an die Oberfläche bahnen: einen Wurf, einen Raum, einen Run nach dem anderen.

Lost in Random: The Eternal Die erscheint für PlayStation 5, Nintendo Switch, Xbox Series X|S und PC und ist ab dem 17. Juni verfügbar.

Lost in Random: The Eternal Die
Fazit
Lost in Random: The Eternal Die weiß genau, was es sein will: eine mutige Weiterentwicklung, die das Universum neu denkt, erzählerisch wie spielerisch überzeugt und mit frischen Ideen, starker Protagonistin und stilsicherer Inszenierung begeistert.
Positiv
Taktischer Tiefgang durch Relikte
Starke Hauptfigur mit Entwicklung
Stilvolles Design trifft Atmosphäre
Negativ
Wiederholungen im Endgame
8
Sehr gut
Hi, mein Name ist Sebastian und ich schreibe hier Reviews. Meine Lieblingsgenres sind japanische Rollenspiele (JRPGs) und Soulslike-Spiele. Ich liebe es, in die fantastischen Welten und spannenden Geschichten dieser Spiele einzutauchen und meine Gedanken und Meinungen dazu mit anderen zu teilen. Die Herausforderungen und das Gefühl des Fortschritts, die ich beim Spielen dieser Genres erlebe, sind für mich besonders reizvoll.