Nach mehr als 25 Jahren kehrt die Fatal Fury Reihe zurück. Seit dem letzten Titel, der 1999 seinen Release auf der Neo Geo Arcade und der Dreamcast feierte, hat sich in der Fighting Game Welt viel getan. Die Frage, ob Fatal Fury – City of the Wolves sich in der modernen Zeit der Prügler anpassen kann, versuchen wir in dem Review zu beantworten.
Da die Reihe eine sehr lange Zeit untergetaucht ist, werden viele sie nicht kennen, jedoch eine Augenbraue hochziehen, weil so einige Charaktere einem sehr bekannt vorkommen. “Das ist doch Terry aus Smash Brothers!” oder “War diese Mai Shiranui nicht in Dead or Alive und Street Fighter?” sind beides Fragen, die mit “Ja” beantwortet werden dürfen. “Sind das nicht King of Fighters Charaktere?” ebenfalls. Fatal Fury spielt nämlich im selben Universum wie die King of Fighters Reihe, wird jedoch im Gegensatz zum größeren und bekannteren Bruder im 1vs1 und nicht im 3vs3 Team-Format gespielt.

Präsentation
SNK-Prügelspiele waren früher für ihre wunderschönen und sehr aufwendigen 2D-Sprites bekannt, die jedoch seit Release von King of Fighter 14 im Jahr 2016 durch 3D-Animation ersetzt wurden. Der erste Versuch war jedoch sehr enttäuschend und wurde von Fans nicht gut aufgenommen. Seither hat sich jedoch die Qualität der 3D-Modelle und Animationen in den Werken von SNK mit jedem Titel gesteigert und die grafische Präsentation von City of the Wolves ist definitiv ihre beste Arbeit bis heute. Alle Charaktere (bis auf ein Paar, aber dazu später) sind sehr detailliert gestaltet. Sowohl im Aussehen als auch in der Animation ihrer Moves.
Nicht nur die Grafik an sich ist beeindruckend. Ein viel größeres Lob verdient die Artstyle-Direction des Titels. Die Comicbuch-ähnlichen Menüs und Interface-Elemente harmonieren sehr gut mit dem urbanen Thema des Spiels. Die Nutzung der Farben Schwarz und Gelb schreit buchstäblich nach Absperrband, was bei Menschen direkt die Verbindung zu Großstädten triggert, was vermutlich vom Designteam auch so gewollt war. SNK geizt wie gewohnt nicht in ihrer Farbpalette, was immer ihre Stärke war, vor allem im Design ihrer Stages. Von bunten Cafés und Freizeitparks zu Parks und Ports – die Stages atmen Leben und sind immer wunderschön anzusehen und detailliert. Unterstützt wird das ganze vom gewohnt großartigen Soundtrack, welcher der Atmosphäre den letzten Kick verleiht. Egal ob Jazz, Funk, Rock oder Hip-Hop Beats – die Tracks sind immer groovy und passend.

Gamemodes und andere Inhalte
Wie immer bei Fighting Games, muss man die Frage stellen: Welche Modi bietet das Game? Wie immer findet man die klassischen Spielmodi wie Arcade, Survival und Time Attack für den Einzelspieler. Selbes gilt natürlich für Sachen wie Training, Combo Challenges. Zusätzlich findet man auch den Modus “Episodes of South Town“, welcher ein paar winzige Rollenspiel-Elemente mit sich bringt. Mit dem Charakter seiner Wahl, kann man in dem Modus eine Geschichte spielen, indem man auf einer Stadtkarte seine Kämpfe wählt und durch Siege Erfahrungspunkte sammelt, um seinen Charakter zu leveln, um es gegen stärkere Gegner aufnehmen zu können. Die Geschichten an sich sind nicht weltbewegend und sind eher als kurze Anekdoten anzusehen, als eine ernstzunehmende Story.

Der Modus an sich hat auch nicht genug Abwechslung, um langfristig jemanden begeistern zu können. Man bekommt es immer wieder mit den gleichen uninteressanten NPCs zu tun, die sich kaum vom vorherigen Kampf unterscheiden. Nach dem Abschluss einer Story kann man den Charakter dann in den South Town + Modus nehmen, welcher zusätzliche und schwerere Kämpfe öffnet. Viel ändert es jedoch nicht und der Modus wird sehr schnell langweilig und grenzt nur an Grind.
Die klassischen Fights im Versus-Modus sind jedoch dank der Spielmechaniken sehr unterhaltsam. Vor dem Kampf bekommt man die Wahl, wo man auf seiner Lebensleiste den Selective Potential Gear oder kurz SPG platzieren möchte. Man hat die Wahl zwischen Anfang, Mitte oder Ende der Lebensleiste. Befindet man sich im entsprechenden Teil der Lebensleiste (also zwischen 0 und 33%, 33% bis 66% oder 66% bis 100% des Lebens) erhält man neben eines Damage-Buffs auch Zugriff auf einen versteckten Extra-Superangriff der Hidden Gear genannt wird, als auch auf REV Blows welche als Druckmittel und Konter ausgeführt werden können.

Ähnlich wie Street Fighter 6 benutzt Fatal Fury einen Meter-Balken für die REV Arts Moves und Extra Resources für die Gears (Super-Moves). Wie bei dem Capcom-Titel, erhält man von Anfang der Runde Zugriff auf seine gesamte Leiste für die REV Arts (wie Ex-Specials), die man auch teilweise ineinander canceln kann. Damit man natürlich diese Moves nicht abusen kann, fühlt sich der Balken in einer Skala von 0-100 und sollte man es mit der Nutzung der Moves übertreiben, kann man den Balken zum OVERHEAT-Status bringen. Im Overheat-Status ist man von der Nutzung der REV-Arts ausgeschlossen, bis man nicht mehr überhitzt. Dies bringt natürlich Strategie ins Spiel: reihe ich noch einen REV-Art am Ende meiner Combo ein und riskiere dadurch Overheat oder lasse ich es sein, um Notfallreserve zu haben? Und wo platziere ich meinen SPG? Ist es besser, direkt von Anfang der Runde aggressiver spielen zu können oder ergibt es mehr Sinn den SPG am Ende der Leiste zu platzieren, wenn man in Schwierigkeiten steckt? Die individuelle Auswahl wird zu mehreren Vorgehensweisen bei Spielern führen und wird verlangen, sich auf den Gegner individuell einzustellen.
Nebenbei sollte noch erwähnt und gelobt werden, dass City of the Wolves einen Farbeditor für die Charaktere besitzt, der sehr umfangreich ist. Es ist möglich, jede einzelne Farbe des Charakters zu ändern – von Haaren bis zu kleinen Mustern auf der Jacke. Dies lässt jedem Spieler seinen persönlichen Touch seinem Main-Charakter verleihen. Ein Feature welches in jedem Fighting Game ein Muss sein sollte und ein großartiges kleines Feature seitens SNK.

Die Gastcharaktere…
Was mir persönlich Sorgen macht, ist das Einbinden von echten Personen wie Cristiano Ronaldo und Salvatore Ganacci in das Spiel. Diese beiden Charaktere wirken wesentlich weniger detailliert als der Rest des Rosters und haben meiner Meinung nach in dem Spiel nichts zu suchen. Vermutlich sollen diese Charaktere als ein Marketing-Move dienen, um Aufmerksamkeit zu bekommen und dadurch Sales zu erhöhen, was jedoch in einem Genre wie Fighting Games nicht sehr gut funktionieren kann. Das Genre und die dazugehörige Community sind eine Nische und das Hinzufügen von Cristiano Ronaldo wird daran absolut nichts verändern können, eher das Gegenteil. Man kann nur hoffen, dass es bei den 2 Charakteren bleibt und stattdessen nicht in Charakteren endet, die von irgendwelchen YouTubern oder Cringe-Prominenten verkörpert werden, nur um ein neues mögliches Mainstream-Publikum ans Land zu ziehen …

Fazit
Mit Fatal Fury: City of the Wolves gelingt SNK eine beeindruckende Rückkehr einer Fighting-Game-Legende. Die Präsentation begeistert mit einem starken Comic-Artstyle, atmosphärischen Stages und einem grandiosen Soundtrack, der das Gesamtpaket stimmig abrundet. Spielerisch punktet der Titel mit frischen Mechaniken wie dem Selective Potential Gear und dem Overheat-System, die strategische Tiefe bieten und Raum für individuelle Spielstile lassen. Der Farbeditor setzt dem Ganzen die Krone auf und ermöglicht eine persönliche Note bei der Charaktergestaltung.
Weniger überzeugend ist der RPG-angehauchte „Episodes of South Town“-Modus, der schnell eintönig wird und kaum Langzeitmotivation bietet. Auch die Integration prominenter Gastcharaktere wie Cristiano Ronaldo wirkt deplatziert und schwächt das sonst so stimmige Gesamtbild. Trotz kleiner Schwächen liefert City of the Wolves ein spaßiges, stylisches und kompetentes Prügelspiel ab, das sowohl Veteranen als auch Neulinge der Serie begeistern dürfte.
Fatal Fury: City of the Wolves erscheint am 24. April 2025 für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X/S, und PC via Steam und dem Epic Games Store. Den aktuellen Trailer gibt es hier:
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