Sea of Stars hat mit seiner charmanten Pixeloptik, dem modernen Retro-Kampfsystem und einer Geschichte, die zwischen Nostalgie und Emotionalität pendelt, viele Herzen erobert. Mit Throes of the Watchmaker liefert das Studio Sabotage nun ein weiteres kostenloses DLC, das nicht nur erzählerische Lücken schließt, sondern auch neue Akzente setzt. Wir haben das DLC ausführlich auf dem Steam Deck gespielt und verraten euch in unserer Review, ob sich die Reise zurück in die Welt der Sonnenwend-Krieger lohnt und wie gut das Zeit-Abenteuer auf Valves Handheld funktioniert.
Sea of Stars: Throes of the Watchmaker knüpft an Sea of Stars an, genauer gesagt an die offenen Fragen, die am Ende der Geschichte unbeantwortet blieben. Die Crew der Verspetine ist auf dem Weg ins sagenumwobene Sternenmeer. Doch bevor sie weiterziehen darf, fordert der Himmelsrat, eine Gruppe göttlicher Riesen, die Prüfung aller Passagiere.
Als der Windmagier Keenathan an der Reihe ist, gerät die göttliche Prüfung ins Wanken. Es stellt sich nämlich heraus, dass sein wahrer Name nicht Keenathan lautet. Diese überraschende Wendung bildet den Auftakt zu einer unerwartet persönlichen, aber ebenso fantasievoll-überdrehten Handlung. Darin versucht der Zauberer, seine Identität zurückzuerlangen, und gerät dabei an eine Uhrmacherin, die mehr über die Welt, und seine Vergangenheit, zu wissen scheint, als zunächst angenommen.

Die Uhrmacherin – Wissenschaft, Wahnsinn und Zahnräder
Die Welt von Sea of Stars ist voller exzentrischer, beinah überzeichneter Figuren. Die Uhrmacherin sticht jedoch selbst unter ihnen noch hervor. Als Architektin des legendären Uhrwerkschlosses, als Erfinderin des fesselnden Ingame-Minispiels „Räderspiel” sowie als ehemalige Verbündete und Gegenspielerin des Fleshmancer vereint sie Genialität und Besessenheit. Im DLC rückt sie nun ins Zentrum des Geschehens.
Ihre Dungeons sind klar von Mechanik und Tüftelei geprägt. Sie beinhalten rotierende Plattformen, Zahnräder als Hebel und das Manipulieren von Plattformen als zentrales Rätselprinzip. Was zunächst anspruchsvoll klingt, spielt sich jedoch erstaunlich zugänglich. Besonders auf dem Steam Deck entfaltet die detailverliebte Pixeloptik ihre Wirkung. Die Animationen laufen flüssig und das Design bleibt trotz des kleineren Bildschirms stets übersichtlich.

Spiegelwelten und Seiltanz
Die sehr durchdachten Puzzle-Dungeons und das verspielte Leveldesign harmonieren gut miteinander. Es geht jedoch nicht nur um Zeit und Zahnräder, sondern auch um Rollenbilder, Identität und das eigene Ego. In einer bizarr anmutenden Zirkuswelt wird die Uhrmacherin zur Dompteurin und die Bühne zum Prüfstand, in der die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen. Die neuen Klassen Jongleur und Seiltänzerin fügen sich dabei nahtlos in diese Welt voller Gleichgewicht und Illusion ein.
Ein zentrales und besonders eindrucksvolles Element der Geschichte ist die Konfrontation mit den eigenen Schwächen. Im Spielverlauf begegnet der Spieler verzerrten, überzeichneten, eitlen und ungezähmten Schattenversionen der Helden. Der DLC deutet diese Kämpfe auf clevere Weise an, ohne sie zu übererklären, und verbindet dabei persönliche Entwicklung mit Spielmechanik.

Combat 2.0 – Kämpfe mit Tiefgang
Seit dem großen Update Dawn of Equinox wurde das Kampfsystem spürbar erweitert und in Throes of the Watcher vollständig integriert. Die sogenannten Mystery Locks stellen eine regelmäßige Herausforderung, da feindliche Zauber oder Angriffe nur dann geblockt werden können, wenn ihre Zusammensetzung zuvor entschlüsselt wurde. Dieses kleine, aber wirkungsvolle Update verwandelt Routinekämpfe in Mini-Rätsel.
Die neuen Combo-Punkte, die nun zwischen den Kämpfen erhalten bleiben, ermöglichen eine strategische Vorausplanung. Das kann vor allem bei den späteren Bosskämpfen den entscheidenden Unterschied ausmachen. Dank der neuen Relikte lässt sich zudem der Schwierigkeitsgrad genauer anpassen. Ob mehr Heilung, längere Combo-Zeiten oder Auto-Parry – alles ist möglich. Der DLC zwingt euch nicht, alles zu nutzen, belohnt aber diejenigen, die es tun.

Handheld-Magie in Echtzeit
Es ist fast schon eine Untertreibung zu sagen, dass Sea of Stars: Throes of the Watchmaker auf dem Steam Deck hervorragend läuft. Die Performance ist durchgehend flüssig, selbst in technisch anspruchsvolleren Passagen, in denen beispielsweise Zahnräder simultan rotieren, sich Plattformen bewegen und Gegner Effekte auf den Bildschirm feuern. Die Steuerung ist präzise, die Ladezeiten sind kurz und das Interface wurde sinnvoll angepasst.
Auffällig ist außerdem, dass sich die Steuerung mit dem Steam Deck natürlicher anfühlt als mit Maus und Tastatur. Das liegt am kontextbasierten Design, durch das sich Aktionen wie Klettern, Springen oder die Nutzung des Graplou intuitiv anfühlen. Wer also unterwegs in ein paar ruhigen Stunden erneut in die Welt von Sea of Stars eintauchen möchte, findet hier den perfekten Anlass.

Zwischen Zahnradpoesie und Klangmechanik
Sea of Stars: Throes of the Watchmaker bleibt dem musikalischen Stil des Hauptspiels treu und ergänzt ihn um passende neue Stücke. Besonders in den Dungeons der Uhrmacherin sorgt die Musik für eine dichte Atmosphäre. Es ist mal ruhig, mal lustig, aber immer stimmig zum jeweiligen Abschnitt. Auch das Sounddesign weiß mit kleinen, passenden Effekten zu überzeugen: Das Klacken von Zahnrädern, mechanisches Surren und das leise Summen der Umgebung verstärken den Eindruck, sich durch eine lebendige Maschine zu bewegen.
Die Rätsel sind außerdem sehr anspruchsvoll. Oft müssen mehrere Schalter und Plattformen in der richtigen Reihenfolge betätigt oder komplexe Bewegungsmuster erkannt werden. Das erfordert Aufmerksamkeit und logisches Denken, bleibt aber stets nachvollziehbar. Die Puzzle-Elemente sind gut in die Spielwelt integriert und bieten eine willkommene Abwechslung zu den Kämpfen. Sie sind zwar anspruchsvoll, aber nicht frustrierend.

Fazit
Sea of Stars: Throes of the Watchmaker ist zwar kein riesiger Story-Brocken, hat aber eine Spielzeit von fast 10 Stunden. Das DLC weiß genau, was es sein will: eine liebevoll erzählte Ergänzung, die ein ungelöstes Kapitel abschließt, das Universum von Sea of Stars erweitert und dabei sowohl erzählerisch als auch spielerisch überzeugt. Die neue Mechanik, der Fokus auf die Uhrmacherin und ihr zeitreisendes Uhrwerkschloss sowie die Vielzahl kleiner Komfortfunktionen machen dieses DLC zu einem Muss für Fans des Genres. Auf dem Steam Deck läuft das Spiel nicht nur stabil, sondern entfaltet durch das kompakte Display und die direkte Steuerung einen fast schon intimen Retro-Charme, der perfekt dazu passt. Wer bereits in die Welt von Sea of Stars verliebt war, sollte Throes of the Watchmaker nicht verpassen.
Sea of Stars: Throes of the Watchmaker erscheint für PlayStation 5, Nintendo Switch, Xbox Series X|S und PC und ist ab dem 20. Mai kostenlos verfügbar.
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