„The Roottrees are Dead“: Ein deduktiver Puzzler für scharfe Köpfe und 90er-Jahre-Fans
Mit „The Roottrees are Dead“, das am 15. Januar 2025 auf Steam veröffentlicht wurde, feiert ein hochgelobter Indie-Geheimtipp seine Rückkehr in einer umfassend überarbeiteten und erweiterten Fassung. Die Neuauflage des ursprünglichen Game Jam-Prototyps verspricht ein fesselndes Detektiv-Erlebnis mit Retro-Charme, das sowohl Puzzle-Erfahrene als auch Neulinge begeistern möchte. Wir haben uns nach dem Release selbst ans Werk gemacht und verraten euch in dieser Review, ob das knifflige Genealogie-Rätsel wirklich hält, was es verspricht.

Tauchfahrt ins Jahr 1998: Eine Familiensaga voller Geheimnisse
Wir schreiben das Jahr 1998. Eine mysteriöse Tragödie erschüttert die Welt: Der Privatjet der milliardenschweren Roottree Corporation ist abgestürzt. An Bord befanden sich die Roottree-Schwestern zusammen mit ihren Eltern. Es liegen nun Vermögenswerte in Höhe von über einer Milliarde US-Dollar brach, und gemäß dem ungewöhnlichen Testament von Ururgroßvater Elias soll das Erbe an die verbliebenen, blutsverwandten Familienmitglieder verteilt werden. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der tatsächlichen Zugehörigkeit zur Roottree-Linie. Hier setzen wir an.
Ausgestattet mit unserem zuverlässigen Computer und einem leistungsstarken Telefonmodem übernehmen wir die Rolle eines Internetdetektivs. Unsere Aufgabe umfasst die Durchsuchung des frühen World Wide Web nach Fotos, Büchern, Artikeln und anderen digitalen Artefakten. Stück für Stück müssen wir die Verwandtschaftsverhältnisse aufdecken und den verzweigten Stammbaum der Roottrees korrekt zusammensetzen. Eine fesselnde Geschichte, die sofort in ihren Bann zieht und zum Miträtseln anregt.

Das Detektiv-Handwerk im Detail
Intuitive Werkzeuge, komplexe Herausforderungen. „The Roottrees are Dead“ ist im Wesentlichen ein deduktives Puzzlespiel, das Liebhaber von Titeln wie „The Case of the Golden Idol“ oder „Return of the Obra Dinn“ ansprechen dürfte. Das Gameplay dreht sich darum, logische Schlussfolgerungen aus gesammelten Beweisen zu ziehen. Wir verwenden authentische Webtools aus den 90er Jahren, um Informationen zu finden und Verbindungen aufzudecken.
Besonders hervorzuheben ist dabei das einzigartige Notizbuchsystem. Während wir Texte lesen, besteht die Möglichkeit, wichtige Passagen zu markieren und diese mit einem einfachen Klick in unser Notizbuch im Spiel zu übernehmen. Das klingt simpel, ist aber unglaublich nützlich, um die Flut an Informationen zu organisieren und die Übersicht zu behalten. Indem wir jedes Feld des Stammbaums korrekt ausfüllen, verringert sich zwar die Anzahl der leeren Stellen, doch paradoxerweise werden die noch benötigten Beweise immer seltener und schwieriger zu beschaffen.

Und hier kommt der erste Haken
Ich persönlich fand das Spiel sehr knifflig und herausfordernd. Man kann sich unglaublich schnell in den unzähligen Informationen und möglichen Schlussfolgerungen verrennen. Es gab Momente, in denen ich das Gefühl hatte, einen Knoten im Kopf zu haben, und die Suche nach dem nächsten Hinweis geriet ins Stocken. Obwohl das intelligente Hinweissystem uns auf sanfte Weise unterstützen kann, liegt die Hauptverantwortung für das Denken eindeutig bei uns Spielern.. Es mag frustrierend sein, doch gleichzeitig ist es auch der große Reiz und das, was den Erfolg letztendlich so befriedigend macht.
Die Benutzeroberfläche wurde im Remake deutlich erweitert und präsentiert sich in einem intuitiveren Design. Dies vereinfacht das Nachdenken sehr, obwohl das eigentliche Kerngameplay weiterhin höchste Konzentration erfordert.

Was ist neu? Ein Remake mit viel Herzblut und menschlicher Hand
Die Steam-Version stellt nicht nur eine bloße Neuauflage dar, sondern eine umfassende Überarbeitung. Der bedeutendste und wesentlichste Unterschied zur ursprünglichen Game Jam-Version besteht darin, dass die KI-generierten Grafiken des Prototyps durch von Menschenhand erstellte Illustrationen ersetzt wurden. Es wurde Henning Ludvigsen engagiert, einen produktiven Digitalkünstler, der für seine Arbeiten an Brettspielen wie Star Wars und Clue bekannt ist. Das Ergebnis präsentiert eine visuell ansprechende und liebevoll gestaltete Welt, die den Charme der 90er Jahre perfekt einfängt. Besonders die 3D-Perspektive des Wohnzimmers, das als unsere Detektivzentrale dient, ist ein nettes Detail.
Auch in akustischer Hinsicht hat sich einiges verändert. Das Spiel präsentiert einen neu abgemischten Jazz-Noir-Soundtrack sowie verbesserte Soundeffekte, welche die dichte Atmosphäre auf hervorragende Weise untermalen. Neben diesen Kernverbesserungen erwarten uns auch einige versteckte Easter Eggs für Nostalgiker.

„Roottreemania“: Mehr Rätsel, mehr Geheimnisse
Zusätzlich zum Remake erhalten wir als Bonus „Roottreemania“, eine vollständige Erweiterung des Spiels. Diese bietet ein brandneues Rätsel zum Lösen, das nach den Ereignissen des Hauptspiels ansetzt und einen komplett neuen Stammbaum zum Vervollständigen bereithält. Hier begeben wir uns auf eine tiefere Erkundung der Skandale, Lügen und Affären, die sich hinter den Kulissen des größten Süßwaren-Imperiums der Vereinigten Staaten abspielen. Insgesamt dürften die meisten Spieler mit dieser Erweiterung mit einer Spielzeit von über 18 Stunden rechnen.

Fazit
„The Roottrees are Dead“ erweist sich als bemerkenswertes Remake eines wahrhaft raffinierten Puzzlespiels. Die Geschichte ist grafisch wunderschön und liebevoll gestaltet, wodurch sie einen sofort in ihren Bann zieht, und der Jazz-Noir-Soundtrack untermalt die Atmosphäre auf perfekte Weise. Das einzigartige Notizbuchsystem ist intuitiv und hilft, die komplexen Informationen zu verwalten. Allerdings sollte man wissen: Das Spiel ist kein Zuckerschlecken. Es ist in der Tat anspruchsvoll, erfordert volle Konzentration und kann einen gelegentlich an den Rand der Verzweiflung bringen, wenn man sich in einem Gedankenlabyrinth verirrt. Doch gerade diese Herausforderung macht den Erfolg umso befriedigender. Man kann das Herzblut, das in jede Facette des Spiels geflossen ist, deutlich spüren.
Für Liebhaber von Deduktionsspielen, die eine echte Herausforderung suchen und den Charme der späten 90er Jahre schätzen, ist „The Roottrees are Dead“ absolut empfehlenswert. Es ist seit dem 15. Januar 2025 für 19,50€ auf Steam (PC, Mac, Linux) erhältlich.












Hinterlasse einen Kommentar